Wie Erziehung junge Menschen auf ein eigenverantwortliches Leben vorbereitet

19. Mai 2025
Pädagogik - Konrad-Heresbach-Gymnasium Mettmann

In meinem Ergänzungsfach, Psychologie und Pädagogik, haben wir uns in den letzten Wochen intensiv mit der Pädagogik beschäftigt. Wir haben grundlegende Begriffe wie Erziehung, Bildung und Lernen geklärt und voneinander abgegrenzt. Dabei wurde deutlich, dass Erziehung ein soziales Handeln ist, das bewusst und zielgerichtet erfolgt, um beim zu Erziehenden bestimmte Lernprozesse auszulösen. Im Gegensatz dazu beschreibt Bildung einen lebenslangen Prozess der Selbstformung und Persönlichkeitsentwicklung.

Ein zentrales Thema war die Unterscheidung zwischen Erziehungspraxis und Erziehungswissenschaft. Während die Erziehungspraxis die konkrete Handlung im Alltag mein, z. B. durch Eltern, Lehrpersonen oder andere Bezugspersonen , beschäftigt sich die Erziehungswissenschaft systematisch und theoriegeleitet mit Erziehungsprozessen, um diese zu analysieren, zu reflektieren und zu verbessern.

Besonders spannend fand ich die Auseinandersetzung mit den Erziehungszielen, die kulturell, gesellschaftlich und historisch bedingt sind. Wir haben uns gefragt, welche Ziele eine zeitgemässe Erziehung verfolgen sollte , z. B. Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein oder Toleranz.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt lag auf der pädagogischen Mündigkeit nach H. Roth, die aus drei zentralen Dimensionen besteht: Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Sachkompetenz. Diese sollen eine Person dazu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten, gesellschaftlich zu handeln und sich sachlich mit der Welt auseinanderzusetzen.

Zum Schluss haben wir die Begriffe Sozialisation, Enkulturation und Personalisation kennengelernt. Diese Prozesse erklären, wie Menschen durch ihr Umfeld geprägt werden, kulturelle Werte übernehmen und ihre Persönlichkeit entwickeln.

Pädagogische Mündigkeit: Der Weg zur Selbstständigkeit für Jugendliche

Pädagogische Mündigkeit klingt zuerst wie ein einfacher, theoretischer Begriff. Aber in Wirklichkeit ist es etwas sehr Wichtiges, vor allem für Jugendliche, sowohl in der Schule als auch zu Hause. Es geht nicht nur darum, Wissen zu lernen, sondern auch darum, dass junge Menschen selbstständig denken, Verantwortung übernehmen und ihren Platz in der Gesellschaft finden.

In der Schule kann man gut sehen, warum das wichtig ist. Wenn Schüler*innen ihre eigene Meinung sagen dürfen, Fragen stellen oder bei Diskussionen mitmachen, lernen sie, selbstständig zu denken. Auch wenn sie bei Projekten alleine arbeiten oder in Gruppen, trainieren sie wichtige Fähigkeiten, wie mit anderen zusammenzuarbeiten, sich gut zu informieren oder Probleme zu lösen. Diese Fähigkeiten nennt man Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz. Sie sind wichtig, damit jemand pädagogisch mündig wird.

Ein anderes Beispiel ist das Elternhaus. Jede Familie erzieht Kinder ein bisschen anders. Manche Eltern bestimmen alles, andere lassen ihre Kinder mitentscheiden. Pädagogische Mündigkeit bedeutet hier: Kinder sollen nicht nur gehorchen, sondern auch mitreden und lernen, selbst Entscheidungen zu treffen.

In unserer vielfältigen Gesellschaft ist auch Kultur ein wichtiger Punkt. Was eine Familie als gute Erziehung sieht, kann in einer anderen Kultur ganz anders sein. Deshalb ist es wichtig, sich Gedanken zu machen: Was wollen wir mit Erziehung eigentlich erreichen?

Ein weiterer Bereich, in dem pädagogische Mündigkeit eine Rolle spielt, ist die digitale Welt. Jugendliche verbringen viel Zeit im Internet, auf Social Media, YouTube oder mit dem Smartphone. Dort werden sie oft mit vielen Meinungen, Informationen und auch Fake News konfrontiert. Um sich darin zurechtzufinden, müssen sie kritisch denken können. Sie müssen lernen zu erkennen, ob eine Information glaubwürdig ist oder nicht. Genau das ist ein Teil der Sachkompetenz, die zur pädagogischen Mündigkeit gehört.

Auch in Diskussionen über Politik oder gesellschaftliche Themen ist pädagogische Mündigkeit wichtig. Wenn Jugendliche verstehen, wie Demokratie funktioniert, wie Wahlen ablaufen oder warum Meinungsfreiheit wichtig ist, können sie sich besser eine eigene Meinung bilden. So sind sie nicht nur Zuschauer*innen, sondern aktive Mitglieder der Gesellschaft. In Schulen kann das zum Beispiel durch politische Bildung gefördert werden, durch Klassenräte oder Projekte zu Menschenrechten.

Aber pädagogische Mündigkeit ist nicht etwas, das man einfach „lernt“ wie Vokabeln. Es ist ein Prozess, der über Jahre stattfindet. Eltern, Lehrer*innen, Freund*innen, alle spielen eine Rolle dabei. Wichtig ist, dass man Fehler machen darf, dass man ernst genommen wird und dass man lernt, selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.

Zum Schluss kann man sagen: Pädagogische Mündigkeit ist kein Ziel, das man irgendwann einfach erreicht. Es ist ein Weg und je besser dieser Weg begleitet wird, desto selbstständiger, verantwortungsvoller und reifer kann ein junger Mensch werden.